Krokodilteju
Krokodilteju (Dracaena guianensis) – Haltung
:contentReference[oaicite:0]{index=0}Der Krokodilteju (Dracaena guianensis), auch Nordischer Kaimanteju genannt, ist eine imposante Echse aus den sumpfigen Regenwäldern Nordost-Südamerikas. Mit bis zu 120–140 cm Gesamtlänge und einem kräftig gepanzerten Körperbau erinnert er an ein kleines Krokodil. Die Tiere sind tagaktiv und verbringen einen Großteil ihres Lebens in und am Wasser, wo sie hervorragend schwimmen und tauchen können. Krokodiltejus sind zwar wehrhaft im Aussehen, aber gegenüber Menschen meist scheu – bei Störungen flüchten sie meist ins Wasser und können dort minutenlang tauchen. Aufgrund ihrer Größe und speziellen Ansprüche gelten sie als Pfleglinge für erfahrene Halter, zumal die Art unter Artenschutz steht (WA Anhang II / CITES II) und behördlich gemeldet werden muss.
Terrariumgröße und Einrichtung
Für die Haltung eines Krokodilteju wird ein äußerst geräumiges Terrarium benötigt. Für ein adultes Pärchen empfiehlt sich mindestens eine Grundfläche von etwa 300 × 200 × 200 cm. Selbst ein einzelnes Tier braucht ein sehr großes Becken, da diese Echsen aktiv sind und viel Platz zum Schwimmen und Klettern benötigen. Ein großer Wasserbereich ist unverzichtbar – idealerweise nimmt ein beheiztes Wasserbecken (~24–26 °C) etwa ein Drittel des Terrariums ein, sodass die Tiere darin ausgiebig schwimmen und tauchen können. Die restliche Terrarieneinrichtung sollte strukturreich sein: Krokodiltejus klettern gelegentlich, daher müssen stabile Äste, Wurzeln und robuste Pflanzen als Klettermöglichkeiten und Verstecke vorhanden sein. Als Bodengrund eignet sich ein feuchtigkeitsspeicherndes Substrat (z.B. Erde-Sand-Rindenmulch-Mischung), das die hohe Luftfeuchte unterstützt und zum Eingraben geeignet ist. Zudem sind alle Einrichtungsgegenstände gut zu sichern und abgerundete Kanten vorzuziehen, um Verletzungsgefahren für die kräftigen Tiere zu vermeiden.
Temperatur und Luftfeuchtigkeit
Krokodiltejus benötigen ein tropisches Klima mit entsprechender Wärme und Luftfeuchtigkeit im Terrarium. Tagsüber herrschen idealerweise Temperaturen um 28–32 °C, mit sehr warmen Sonnenplätzen bis etwa 40–45 °C. Nachts darf es auf etwa 20–24 °C abkühlen. Die relative Luftfeuchtigkeit sollte konstant hoch bei ca. 70–90 % liegen und nachts noch etwas ansteigen. Um diese Feuchte zu halten, ist eine regelmäßige Beregnung (Sprühnebel) des Terrariums ein- bis zweimal täglich sinnvoll. Auch eine große Wasserschale oder das erwähnte Wasserbecken tragen zur Luftfeuchte bei, müssen aber täglich frisch gehalten und gereinigt werden, da die Tiere das Wasser häufig nutzen (auch als Trink- und Badegelegenheit).
- Tagestemperatur: ca. 28–32 °C (lokal bis 40–45 °C an Sonnenplätzen)
- Nachttemperatur: ca. 20–24 °C
- Luftfeuchtigkeit: ca. 70–90 % am Tag (nachts leicht erhöht)
Beleuchtung
Als dämmerungs- und tagaktive Regenwaldechsen brauchen Krokodiltejus eine intensive Beleuchtung mit hohem Licht- und UV-Anteil. Helle Tageslichtröhren oder LED-Spots in Kombination mit speziellen UV-Strahlern sind empfehlenswert. Besonders wichtig ist eine ausreichende UV-Bestrahlung (etwa 30 % UVA- und 5–10 % UVB-Anteil), damit die Tiere Vitamin D3 bilden und gesund bleiben können. Ein leistungsstarker Wärmestrahler sollte zudem einen lokalen Sonnenplatz mit etwa 40 – 45 °C schaffen. Die Beleuchtungsdauer sollte etwa 12 Stunden pro Tag betragen, um den natürlichen Tag-Nacht-Rhythmus nachzuahmen. Direkte Sonneneinstrahlung auf das Terrarium ist jedoch zu vermeiden, um keine Überhitzung zu verursachen.
Fütterung
Krokodiltejus sind hochspezialisierte Schneckenfresser. In freier Natur ernähren sie sich nahezu ausschließlich von wasserlebenden Süßwasserschnecken (insbesondere Apfelschnecken der Gattung Pomacea) und anderen hartschaligen Wasserschnecken:contentReference[oaicite:29]{index=29}. Ihre kräftigen Kiefer und zahnähnlichen Strukturen erlauben es ihnen, die harten Gehäuse dieser Schnecken mühelos zu knacken. Diese Spezialisierung sollte sich auch im Terrarium widerspiegeln: Hauptfutter sollte Schneckenfleisch sein, ergänzt durch andere Wasserweichtiere. Ideal ist es, verfügbare Süßwasserschnecken (oder im Handel erhältliches Schnecken-/Muschelfleisch) anzubieten, damit die Tiere ihre natürliche Nahrung aufnehmen können. Größere Apfelschnecken werden oft im Ganzen gefressen und die zertrümmerten Schalen anschließend ausgespuckt, was den natürlichen Zahnabrieb fördert.
Gelegentlich kann der Speiseplan mit anderen proteinreichen Futtermitteln erweitert werden. Dazu zählen zum Beispiel Süßwassergarnelen, Flusskrebse, Regenwürmer oder kleine Fische, die ab und zu als Abwechslung gereicht werden können. Einige Tiere lassen sich auch an nestjunge Mäuse (Babymäuse) oder vergleichbare Ersatzfutter gewöhnen, doch sollten solche Ausnahmen selten und in geringen Mengen erfolgen, da sie nicht der natürlichen Ernährung entsprechen und bei zu häufiger Gabe zu Gesundheitsproblemen (z.B. Verfettung) führen könnten. Wichtig sind regelmäßige Vitamin- und Mineralstoffzusätze, vor allem Calcium, um Mangelerscheinungen vorzubeugen. Da Schnecken einen hohen Calciumgehalt haben, deckt eine Schneckendiät zwar viel Bedarf ab, dennoch sollte das Futter z.B. mit Calciumpräparaten bestäubt werden, insbesondere wenn alternative Futtermittel verwendet werden.
Sozialverhalten
Im natürlichen Lebensraum leben Krokodiltejus meist als Einzelgänger und kommen nur zur Paarungszeit zusammen. In menschlicher Obhut werden sie dennoch häufig paarweise (ein Männchen mit einem Weibchen) gehalten. Die Vergesellschaftung eines harmonierenden Pärchens ist möglich, sofern das Terrarium groß genug ist und ausreichende Verstecke bietet, damit sich die Tiere aus dem Weg gehen können. Mehrere Männchen dürfen hingegen nicht zusammen gehalten werden – besonders in der Fortpflanzungszeit kann es zwischen rivalisierenden Männchen zu heftigen Kämpfen und Verletzungen kommen. Auch bei Paarhaltung ist Wachsamkeit geboten, falls eines der Tiere Aggression zeigt oder das andere übermäßig dominiert. Einzeln gehaltene Krokodiltejus kommen ebenfalls zurecht und zeigen kein Sozialverhalten, vermissen also keine Artgenossen. Generell sind die Tiere gegenüber dem Menschen scheu und zurückhaltend; bei Störungen ziehen sie sich rasch ins Wasser zurück. Daher sollte man ihnen Ruhe gönnen und nur behutsam hantieren – Zwangskontakt oder häufiges Herausnehmen bedeutet großen Stress und kann zu Abwehrverhalten (Beissen, Schwanzschlagen) führen.
Pflegebesonderheiten
Die Haltung des Krokodiltejus gilt als anspruchsvoll. Vor allem die spezialisierte Ernährungsweise stellt Halter vor Herausforderungen: eine kontinuierliche Versorgung mit geeigneten Schnecken und ähnlichem Futter muss sichergestellt werden. Aufgrund dieser Anforderungen wird die Art eher nur erfahrenen Terrarianern empfohlen. Unerlässlich sind detaillierte Kenntnisse über die Bedürfnisse der Tiere, da Fehler (etwa falsche Ernährung oder unzureichende Umweltbedingungen) schnell zu Krankheiten führen können. Die Lebenserwartung liegt bei guter Pflege bei 15–20, mitunter bis zu 30 Jahren – man sollte sich also auf eine sehr langfristige Verantwortung einstellen. Außerdem steht die Art unter Naturschutz (WA II) und unterliegt in vielen Ländern, darunter Deutschland, einer Melde- und Nachweispflicht. Halter müssen die Tiere bei der zuständigen Behörde anmelden und eine lückenlose Dokumentation (Herkunftsnachweis, Bestandbuch) führen.
Auch die täglichen Pflegearbeiten sind aufwendig. Das Wasserbecken ist regelmäßig zu reinigen oder zu filtern, da die Echsen häufig im Wasser Kot absetzen und verschmutztes Wasser zu Infektionen führen kann. Hohe Luftfeuchtigkeit und Wärme begünstigen außerdem Schimmel und Keime, weshalb auf Sauberkeit und ggf. eine gute Belüftung geachtet werden muss. Tägliches Besprühen des Terrariums mit Wasser ist nötig, zugleich sollte aber Staunässe im Bodengrund vermieden werden. Die Bepflanzung muss robust und gut verwurzelt sein oder durch Kunstpflanzen ersetzt werden, da Krokodiltejus echte Pflanzen leicht beschädigen können. Beim Hantieren im Terrarium oder Umsetzen des Tieres ist Vorsicht geboten: ein ausgewachsener Krokodilteju hat kräftige Kiefer und Krallen. Zwar sind sie nicht aggressiv, doch ein erschrecktes Tier kann sich heftig wehren. Es empfiehlt sich, den Umgang vorab einzuüben und das Tier langsam an die Anwesenheit des Pflegers zu gewöhnen, um Stress zu minimieren.
Zucht
Die Nachzucht des Krokodiltejus in Menschenobhut ist äußerst schwierig und bisher nur selten gelungen. Weibchen legen in der Natur nur wenige, relativ große Eier (durchschnittlich etwa 6 pro Gelege) und suchen dafür sehr spezielle Orte – oft werden die Eier in Baumtermitennester oder an warme, feuchte Uferböschungen abgelegt. Diese Bedingungen im Terrarium zu imitieren erfordert viel Aufwand. Ein geeigneter Eiablageplatz muss angeboten werden, etwa eine große, mit feuchtem Substrat (z.B. Erde-Sand-Torf-Gemisch) gefüllte Kiste oder ein künstlich nachgebildeter „Termitenhügel“ mit erhöhter Temperatur und Luftfeuchte. Die Eier inkubieren bei hohen Temperaturen über einen sehr langen Zeitraum von 5–6 Monaten. Nur in Einzelfällen konnte bisher Nachwuchs im Terrarium erbrütet werden – in Europa gelang die erste Nachzucht 1998 im Zoo Prag. Auch jüngst sind Erfolge meist auf professionell geführte Zoologische Gärten beschränkt. Für private Halter bleibt die Zucht eine Ausnahme und sollte nur mit umfangreicher Erfahrung und Vorbereitung versucht werden.
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